Namibia is calling

Fast zwei Jahre sind vergangen, bis sich dem Kleinminenbesitzer aus Namibia eine potenzielle Fundstelle zeigte. Sehr oft tauchen Quarze auf, die Vieles versprechen. Doch immer wieder verläuft sich die Suche ins Leere. Monatelang folgte unser Freund Pegmatit-Adern im harten namibianischen Boden, um etwas ganz Besonderes zu finden: Den Blauen Indigolith Turmalin. 

Ortswechsel:
Es war ein wunderbarer, sonniger Tag hier in Zug. In unserem Atelier fügten wir der diesjährigen Weihnachtskollektion den letzten Schliff hinzu. Da klingelte das Telefon: „Es ist soweit, wir öffnen bald eine Pocket!“, tönte es per WhatsApp aus Namibia. Unser Interesse war geweckt!

Sie fragen sich nun bestimmt, was diese sogenannte Pocket überhaupt so interessant macht. Das erklären wir Ihnen gerne: Bei der Suche nach dem Blauen Indigolith Turmalin fanden die Arbeiter Tage zuvor immer wieder kleine Schwarze Turmaline. Zeichen, die es zu erkennen gilt! Um diese Zeichen richtig deuten zu können, braucht es ein Mix aus jahrelanger Erfahrung, geologischem Wissen, ganz viel Fleiss und wahrscheinlich noch mehr Glauben an den grossen Fund – einen Blauen Turmalin.

Natürlich wollten wir uns diesen Augenblick nicht entgehen lassen! Kurzentschlossen packten wir unsere Koffer und flogen nach Windhoek, wo uns unser Freund schon erwartete. Im staubigen Pickup ging es direkt vom Flughafen weiter zur vielversprechenden Fundstelle. Zeit für eine Dusche nach der langen Reise und zum Akklimatisieren blieb uns keine. Denn so kurz vor einem potenziellen Durchbruch lässt niemand seine Mine gerne zu lange unbeobachtet.

Das 500 qm2 grosse Areal ist beeindruckend, doch viel mehr interessierte uns der 60 cm hohe Schacht. Durch diesen kletterten wir, um zur vermuteten Pocket zu gelangen. Eine vielversprechende «Tasche» im Felsen mit Feldspat, Quarz und Mica eröffnete sich uns.

Der Miner greift zum Presslufthammer – es wird laut!

Zusammen mit seinen Arbeitern baut er das harte Gestein vorsichtig Stück für Stück ab. Mithilfe eines Eimers und einem Seil wird der Schutt durch den Schacht an die Oberfläche gezogen. Dort werden die Bruchstücke penibel per Hand untersucht. Wir suchen Anzeichen, die die vermutete Pocket bestätigen. Und tatsächlich kommen immer wieder schöne Quarze mit blauen Turmalin-Einschlüssen zum Vorschein. Spätestens jetzt hat auch uns das Turmalin-Fieber gepackt!

Bis zum Abend wird gebuddelt, gebaggert und gesiebt, doch die erhofften Indigolithe kommen nicht zum Vorschein. Auf dem Weg zurück zur Farm erklärt uns unser Freund, wie oft ihn schon dieses Stadium der Euphorie gepackt hat, bevor die Natur ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat: Indigolithe sind nicht einfach zu finden. Nicht ohne Grund sind sie bei Juwelieren und Sammlern so heiß begehrt. Das faszinierende Petrolblau ist in dieser Stärke bei keinem anderen Edelstein zu finden.

Die nächsten Tage erfordern Geduld. Jeden Morgen fahren wir zur Mine, filmen und fotografieren das dortige Geschehen. Ständig in der Hoffnung auf den großen Fund – die grosse blaue Pocket. 

Im Umland ergeben sich immer wieder großartige Gelegenheiten, die heimische Tierwelt abzulichten. Wir treffen auf wilde Giraffen, Kudus und Warzenschweine. Mit Hilfe einer Drohne können wir sogar einer Zebraherde folgen. Immerhin: Die Natur lässt uns viel mehr erleben, als wir erhofft hatten.

Als wir schon fast nicht mehr daran glaubten, herrscht plötzlich helle Aufregung in der Mine. Im Sand sind kleine, fast saubere, blaue Turmalinkristalle aufgetaucht. Es wird wild diskutiert, an welcher Stelle der Presslufthammer die Steine herausgebrochen hat. Ein Minenarbeiter ist überzeugt – den Schacht hinein und geradeaus, dort müssten die Steine gelegen haben. Ohne lange zu überlegen, klettert der Miner erneut in den Schacht und legt endlich die lang ersehnte Pocket frei! Es wird ausgehoben, gesiebt und der Sand vorsichtig per Hand durchwühlt. Und tatsächlich, wir finden blaue Turmaline! Die Steine werden von jedem der Arbeiter genauso akribisch begutachtet, wie vom Chef selbst. Denn bei einem Fund winkt zusätzlich zum Gehalt eine ordentliche Provision.

Auch wir sind ganz aus dem Häuschen. Wir filmen, fotografieren und begutachten die Steine. In unseren Köpfen tauchen bereits Bilder einer ganzen Reihe an geschliffen Steinen auf. Wir kommen nicht umhin uns vorzustellen, was diese für wunderbare Schmuckstücke ergäben!

Nach ein paar Minuten der ausgelassenen Freude holt uns die Realität jedoch auf den Boden der Tatsachen zurück. Fast alle Steine sind durchwachsen, es können kaum saubere Steine verschliffen werden. Doch erneut meint es das Schicksal gut mit uns, denn zwei grosse Rohsteine sind sauber! Die Jahrmillionen im Boden haben diese zwei Steine nicht durchbrochen, angeknackst oder in irgendeiner anderen Art und Weise beschädigt. Wir können es kaum glauben, zwei der seltensten Turmaline wurden tatsächlich auf unserer Reise gefunden!

Wie die Rohsteine geschliffen werden, und ob sie so schön erhalten bleiben können, wie wir es uns vorstellen, wird sich erst bei unserem Schleifer zeigen. Doch eines ist jetzt schon klar: Der Fund zweier solcher Edelsteine ist etwas ganz Besonderes und sehr Seltenes. Wir können von Glück reden, dass wir bei diesem Fund dabei sein durften und hoffentlich bald wertvollste Unikate in unserem Atelier anfertigen dürfen.

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